Liebe Freunde unseres Verlages.

Mit unserem Jahresmodell 2022 des BP-Patrouillenschiffs POTSDAM ist anlässlich des 32. Internationalen Kartonmodellbautreffens in Mannheim das letzte Modell des Passat Verlages erschienen. Wir leiten damit ohne äußeren Druck das Ende unseres Verlages ein.

Die bei uns im Verlag vorhandenen Bögen der Passat-Modelle werden geordnet und zum normalen Preis abverkauft. Es wird wie immer keine Nachauflagen geben.

Letzter Verkaufstag (Eingang der Bestellung) ist Sonntag, der 15.12. 2024.

Das „Messboot“ OSTE der Arbeitsgemeinschaft frühe Bundesmarine wird im Laufe dieses Jahres noch erscheinen, samt der dazu gehörenden Ätzplatine. Das Modell ist praktisch fertig.
 

Zum Internationalen Kartonmodellbautreffen 1992, also vor genau 30 Jahren, haben wir uns in Bremerhaven als neuer Verlag mit dem Modell der Viermastbark PASSAT vorgestellt.

Für den Kartonmodellbau war es damals eine ganz andere, in der Rückschau eher trübe Zeit. Es gab in Deutschland die Schreiber Modelle, die Kartonmodelle des Deutschen Schifffahrtmuseums und die Modelle des Möwe-Verlages. Die Inhaber des letztgenannten Verlags waren Joachim „Aki“ Schulze und Siegfried Wolter. Zwischen Aki und Herrn Wolter war es zunehmend in geschäftlichen Fragen zu Unstimmigkeiten gekommen, und Uneinigkeit herrschte auch über die Entwicklung neuer Kartonmodelle.

Vor diesem Hintergrund gab es 1991 in Wilhelmshaven auf dem Feuerschiff WESER ein legendäres Treffen:

Wir, Aki Schulze, Dr. Henning Budelmann, Peter Hurler und ich, waren uns einig, dass es der Kartonmodellbau unbedingt verdient habe, belebt zu werden durch neuentwickelte, attraktive Kartonmodelle. Und wir vier wollten einfach neue, anspruchsvollere Modelle bauen!

Henning hatte die von ihm konstruierte PASSAT mitgebracht, und nach einiger kreativer Diskussion (auf der Brücke des Feuerschiffs gut mit Gerstensaft in der Halb- und Drittelliterklasse versorgt) kristallisierte sich die Idee heraus, eigene Modelle von uns gefallenden Vorbildern im hochwertigen Offsetdruck fertigen zu lassen und im Rahmen eines neu zu gründenden Verlages zu verkaufen. Der Detaillierungsgrad sollte hoch sein, die Anzahl der einzelnen Modelle auf 500 Stück limitiert.

So entstand er also, unser Passat-Verlag.

Es sollte zukünftig, wenn die Idee von den Modellbauern angenommen würde, 1 Modell pro Jahr geben, immer zu dem jährlichen Kartonmodellbautreffen.

Schon bei der Vorstellung in Bremerhaven 1992 haben wir von allen Seiten zu spüren bekommen, wie sehr ein neues Kartonmodell herbeigesehnt worden war. Gleichwohl lief der Verkauf zunächst etwas schleppend. Das änderte sich aber schon mit dem Modell der SCHAARHÖRN…

Und Jahr um Jahr, pünktlich, erschien ein neues Modell, das wir im Vorjahr auf dem Treffen angekündigt hatten. So wurde unser Verlag rasch zu einer festen Größe in der Kartonmodellszene.

Unsere ersten 3 Modelle waren noch handgezeichnet. Mit dem Bogen BERLIN/EISWETTE verlegte der Verlag erstmals mit Computerunterstützung gezeichnete Modelle.

Henning legte prägende Konstruktionsprinzipien fest. Die früher an die Bauteile angehängten Laschen wurden durch L-Profile ersetzt, die Knicklinien wurden aus dem Bauteil heraus nach außen verlegt. Auf einen im Modell bis nach oben durchgehenden Mittelspant wurde verzichtet und etwas später gab es bei größeren Modellen doppelte Längsträger, wodurch die Verwindungssteifigkeit des Spantgerüsts deutlich erhöht und die Anbringung der Bordwand sehr erleichtert wurde.

1996 erschien als weiterer Meilenstein unser Modell des Feuerschiffs ELBE 1 „Bürgermeister O’Swald II“, das erste Kartonmodell überhaupt mit einer eigens dafür konstruierten, genau passenden Ätzplatine aus feinem Neusilberblech.

Anfang der 2000er kamen dann unsere Minimodelle auf den Markt, die sich ebenfalls als außerordentlich beliebt erwiesen haben.

Im September 2005 verstarb plötzlich unser Mentor Aki Schulze. Sehr traurig haben wir uns entschlossen, in seinem Sinne weiter zu machen. Michael Kirchgäßner hatte bereits Mitte 2001 die Geschäftsführung übernommen und für Peter Hurler war Wilfried Wieczorek in unseren Verlag eingetreten.

Wir haben auch immer die Zusammenarbeit mit anderen Konstrukteuren gepflegt:

  • Peter Brandt (Alsterdampfer, Hafenbarkassen),
  • Jürgen Quetting (ELBE 1, METEOR 1924, Boddenboot des Bogens MARWEDE),
  • Lars Wahl (MS ISERLOHN),
  • Klaus-Dieter Brunßen (Schlepper BREMERHAVEN/BREMEN)
  • und Imogen Stowasser (BRANDDIREKTOR WESTPHAL).

Heute findet sich der Kartonmodellbau anerkannt und zum Teil bewundert ziemlich gleichberechtigt neben anderen Modellbausparten auf Messen und in Fachzeitschriften. Dies ist eine Entwicklung, die auch durch neuere Verlage stark befördert worden ist.

Wir haben, so finde ich, um unseren Verlag nie viel Wind gemacht, aber wir sind schon durchaus stolz auf das Erreichte!

Jedes Jahr zuverlässig ein Modell pünktlich präsentiert zu haben, in Detaillierung und Passgenauigkeit sowie mit neuen Ideen für andere Verlage auch Vorbild gewesen zu sein, so wollen wir bei unseren Kunden in Erinnerung bleiben.

 

Nach 30 Jahren sind wir nun an dem Punkt angekommen, wo es nach unserer Ansicht Zeit ist, in angemessener Form unsere Verlagstätigkeit zu einem Ende zu bringen. Über die Jahre sind wir recht alte Männer geworden, und wir wollen vermeiden, dass uns eines Tages ein Schicksal die Entscheidung hierzu aus der Hand nimmt.

Die vorhandenen Modelle werden bis zum 15.12.2024 einschl. abverkauft, und zwar zum regulären Preis. Wir finden, dass alles andere unfair wäre gegenüber denjenigen, die früher die Modelle „normal“ bezahlt haben. Bei bestimmten Bestellmengen wird es allerdings noch eine „Zugabe“ von Hennings reich bestückter Festplatte geben. Einzelheiten teilen wir noch mit.

Nachauflagen vergriffener, limitierter Modelle sind ausgeschlossen.

Wir danken allen für die uns erwiesene Treue und das Wohlwollen unseren Modellen gegenüber. Und wir werden uns sicher weiterhin beim Kartonmodellbau begegnen - dieser Virus verschwindet nicht.

 

Für die Gesellschafter des

Passat Verlags Joachim Schulze und Partner GbR

Eckernförde
 

Helmut Brücker

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